Suche nach Frohsinn und Gemeinschaft

Von Rainer Feldhaus Münsterländische Tageszeitung vom 03.05.2014 Zeitungssonderdruck: 175 Jahre Liederkranz

Der Sängerbund „Heimattreu“ wurde in einer Zeit gegründet, als das Land, vom I. Weltkrieg geschwächt, sich in einer Phase der Regenerierung befand. Die ersten Beratungen über den Zusammenschluss der Chöre des Amtes Cloppenburg begannen am 25. Juni 1921. Zuvor hatte der Chorleiter des MGV Bühren, Johannes Ostendorf, dem Cloppenburger „Liederkranz“ im April 1921 den Wunsch mitgeteilt, einen Sängerbund für das Amt Cloppenburg zu gründen. In der Ausgabe der MT vom 27.Juni 1921 wurde berichtet: „Schon lange war es der Wunsch der Gesangvereine des Amtsbezirks Cloppenburg und der nächsten Umgebung sich zu einem Ganzen zusammenzuschließen, um auf diese Weise das deutsche Lied zu pflegen und mehr zum Gemeingut zu machen.“ Von diesem Wunsch beseelt, hatten sich am Samstagnachmittag des 25. Juni 1921 im Warteraum des hiesigen Bahnhofs die Vertreter von 14 Gesangvereinen zwecks Beratung und Beschlussfassung zusammengefunden. Die erste Frage, ob der geplante Zusammenschluss erfolgen solle, wurde einstimmig bejaht. Am 2. August 1921 wurde an gleicher Stelle, im Cloppenburger Bahnhof, die konstituierende Versammlung des Sängerbundes „Heimattreu“ abgehalten. Von den anwesenden Vereinen traten folgende acht Männerchöre dem neuen Bund bei: „Eintracht“ Bühren(21 Sänger), Bösel(22 Sänger), „Einheit“ Bunnen(22 Sänger), Cloppenburger „Liederkranz“(40 Sänger), „Cäcilia“Emstek(28 Sänger), Essen(23 Sänger), Lindern(mit „Harmonia“ Auen-Holthaus 40 Sänger) und „Eintracht“ Löningen(40 Sänger). Für den Böseler Chor, der sogleich wieder austrat, wurde „Cäcilia“ Garrel aufgenommen. Mit großem Engagement, getragen von einer gemeinsamen Idee, erreichte der Vorstand, dass sich der Sängerbund rasch festigte und die angeschlossenen Vereine zunehmend beflügelt wurden von der Begeisterung für das Lied, für den Chorgesang, Heimat und Mitmenschen.
Schon im Gründungsjahr 1921 wurden drei neue Vereine ins Leben gerufen: MGV Nikolausdorf, Gemischter Chor Sevelten und MGV Tweel. In Zeiten der Not, Bedrängnis und Entbehrungen suchten die Menschen Gemeinschaft und Frohsinn und fanden beides im Chor. Bis 1930 traten weitere Männerchöre dem Cloppenburger Bund bei, nachdem sie vorher als Gastvereine an den Sängerfesten teilgenommen hatten: 1923 wurde Molbergen, 1925 Hoheging(schied wieder aus), 1927 Tweel, 1929 Nikolausdorf und 1930 Lastrup aufgenommen. Diese 12 Chöre bildeten bis zur Neugründung im März 1949 den Sängerbund „Heimattreu“ Cloppenburg. Von diesem Zeitpunkt an nahm die Entwicklung des Sängerbundes „Heimattreu“ einen außerordentlichen erfolgreichen Verlauf. Die Beweggründe für diese erfreuliche Entwicklung sind vielfältig. In den Schwierigen Jahren jeweils nach den beiden Weltkriegen schlossen sich Menschen zusammen, die Gemeinschaft und Frohsinn suchten. Dafür boten gemeinsames Musizieren und Singen besonders gute Möglichkeiten. Das Liedgut, in dem unsere Heimat in breiter Vielfalt besungen wurde, fand großen Anklang. Die Chöre und Gesangvereine waren und wurden ein wichtiges Bindeglied zwischen Bürgerinnen und Bürgern, zwischen Jung und Alt und wollen dies auch in Zukunft sein. Fruchtbare Chorarbeit ist aber nur möglich mit fachkundigen und begeisterungsfähigen Chorleiterinnen und Chorleitern. Sie haben in allen Chören des Sängerbundes die musikalische Arbeit durch Jahrzehnte erfolgreich gestaltet und wichtige Gemeinschafts- und Kulturarbeit geleistet. In all den Jahren seit Bestehen des Sängerbundes, die Kriegsjahre sind davon ausgenommen, werden die jährlichen Bundessängerfeste von einem Mitgliedsverein vorbereitet und organisiert. Hierzu bilden besonders die Jubiläen einzelner Chöre einen guten Anlass gemeinsam zu singen und zu feiern. Heute sind im Sängerbund „Heimattreu“ 25 Chöre und vier Kinderchöre vereinigt. Über 1000 Sänger sind eine beeindruckende Zahl. Dr. Henning Scherf, Präsident des Deutschen Chorverbandes: „Sich um die Wiedergabe eines musikalischen Werkes zu bemühen, die Stimmung eines Liedes zu erfassen und wiederzugeben – das ist mehr als Freizeitbeschäftigung. Es beglückt und bereichert unser Leben“.
Diese Erfahrung machen unzählige Menschen in aller Welt in den unterschiedlichsten Chören und Singgemeinschaften. Möge die wunderbare Erfahrung des gemeinsamen Singens und Musizierens allen Sängerinnen und Sängern erhalten bleiben. Dem kann sich der Sängerbund „Heimattreu“ nur anschließen und hoffen und wünschen, dass es den Verantwortlichen in den Chören gelingen möge, weiterhin Menschen den hohen gesellschaftlichen Wert musisch-kultureller Leistung zu verdeutlichen und sie für die Laienchorarbeit zu gewinnen, wo sie sich für Musik und Gesang im geselligen Miteinander erschließen können.